Die Stadt ohne Juden
Stummfilm mit Live-Musikvon Michael Leyk (Orgel)
Österreich 1924 | 87 Min. | rekonstruierte und viragierte Fassung Dt. Zwischentitel | Regie: Hans Karl Breslauer | Drehbuch: Hans Karl Breslauer, Ida Jenbach nach dem gleichnamigen Roman von Hugo Bettauer mit: Johannes Riemann, Karl Thema, Anny Milety, Eugen Neufeld, Hans Moser u. a.
Wütende Massen, Inflation und die Suche nach dem Sündenbock: Der visionäre Film thematisiert 1924 den Antisemitismus.
In der sagenhaften Republik Utopia, Adresse: Ballhausplatz in Wien, herrscht Unruhe. Die Arbeiter gehen auf die Straße, das Geld ist nichts mehr wert, Spekulanten befeuern mit ihrer Habsucht die Inflation. In den Wirtshäusern kennen die Menschen schon die Lösung: Hinaus mit den Juden.
Die überspitzte politische Botschaft wurde verstanden. 14 Jahre nach der Filmpremiere wurde „Die Stadt ohne Juden“ von der grausigen Wirklichkeit eingeholt. Der Film gilt heute weltweit als erstes filmkünstlerisches Statement gegen den Antisemitismus und als eine der wichtigsten österreichischen Produktionen der Zwischenkriegsjahre. Nach Hugo Bettauers gleichnamiger Romanvorlage aus dem Jahr 1922 zeigt er in beklemmender Voraussicht die kulturelle und wirtschaftliche Verarmung einer Stadt nach Vertreibung der jüdischen Bevölkerung. Nachdem 2015 verschollene, aber entscheidende Szenen aufgefunden worden waren und das Filmarchiv Austria dank einer großen Crowdfunding-Aktion die aufwendige Restaurierung durchführen konnte, wird nun die nahezu vollständige Originalversion präsentiert, die die politische Aussage und Darstellung des Antisemitismus wesentlich schärfer artikuliert.
Mit der Wiederentdeckung von verschwundenen Teilen des Films gelang dem Filmarchiv Austria eine umfassende Rekonstruktion und Restaurierung von „Die Stadt ohne Juden“.
Einführung: Dr. Nikolaus Wostry (Sammlungsleiter Filmarchiv Austria), Musikbegleitung: Michael Leyk (Orgel)
Freitag, 15. Juli um 21:00 Uhr in der Lorenzkirche
Eintrittspreise:
Eintritt: 18€
Eintritt ermäßigt: 9€
Deutschland 1925 | 151 Min. | restaurierte & viragierte Fassung Dt. Zwischentitel | Regie: Georg Wilhelm Pabst | Drehbuch: Willy Haas nach dem gleichnamigen Roman von Hugo Bettauer | mit: Asta Nielsen, Greta Garbo, Werner Krauß, Agnes Esterhazy, Valeska Gert u. a.
Ein großer Klassiker des deutschen Stummfilms und der einzige Film, der die beiden Stars Asta Nielsen und Greta Garbo vor der Kamera vereint.
„Die freudlose Gasse“ thematisiert die Inflationszeit nach dem Ersten Weltkrieg. Während Spekulanten und Kriegsgewinnler in Luxus schwelgen, bleiben die Verlierer auf der Strecke. Die Melchiorgasse in Wien vereint Luxus und Elend zu einer bitteren Melange: Hier treffen sich Gewinner und Verlierer, Mizzis und Freier. Sie alle sind auf der Suche nach fleischlichen Gelüsten für den Magen und die Sinne. Die Bevölkerung ist den neuen „Besitzenden“ hilflos ausgeliefert, dem Metzger, der seine Ware gegen sexuelle Dienste herausgibt, und Frau Greifer, in deren Etablissement mittellose Mädchen verkuppelt werden. Zu diesen zählt Maria, die eines Abends die heimliche Geliebte ihres Verlobten aus Eifersucht tötet. Im selben Viertel wohnt Grete, die tugendhafte Tochter des verarmten Hofrats Rumfort. Wie Maria droht sie in die Abhängigkeit von Frau Greifer zu geraten...
G. W. Pabsts hochkarätig besetztes und episodenhaftes Meisterwerk - ein Tableau Vivant um vier weibliche Hauptfiguren, die sämtliche sozialen Schichten im Wien der Zwanziger Jahre repräsentieren - verlässt die hermetische Welt des expressionistischen Kammerspiels und öffnet sich mit Wucht der sozialen Realität. Kaum ein Film wurde deshalb von der Zensur aus politischen und moralischen Gründen nachhaltiger gekürzt und verfälscht. Nach 20-jähriger Rekonstruktionsarbeit des Filmmuseum München liegt der Film in einer restaurierten Fassung vor, die viele Kürzungen aufhebt und sich dem Original wieder annähert.
Einführung: Prof. Martin Koerber, Musikbegleitung: Richard Siedhoff (Klavier)
Samstag, 16. Juli um 19:00 Uhr im Filmhaus
Eintrittspreise:
Eintritt: 16€
Eintritt ermäßigt: 8€
Leider müssen wir die Vorstellung von "J'accuse - ich klage an" kurzfristig krankheitsbedingt absagen. Information für alle, die bereits Tickets erworben haben, folgen in Kürze auf der Website des Filmhauses Nürnberg.
J'accuse | Frankreich 1919 | 166 Min. | restaurierte & viragierte Fassung Engl. Zwischentitel | Regie & Drehbuch: Abel Gance | mit: Romuald Joubé, Séverin-Mars, Marise Dauvray, Maxime Desjardins, Mme. Mancini, Angèle Guys u. a.
Der bildgewaltige und innovative Film erzählt eine Geschichte aus dem Ersten Weltkrieg und ist als eines der ersten pazifistischen Werke in die Filmhistorie eingegangen.
Ein Dorf in der Provence: Der Schriftsteller Jean Diaz und Édith Lazare lieben sich, aber Édith ist auf Drängen ihres Vaters mit François Laurin verheiratet. Als der Erste Weltkrieg ausbricht, treffen sich die Rivalen im Schützengraben wieder: Jean als Offizier und François als einfacher Soldat...
Abel Gance erzählt neben der unglücklichen Liebesgeschichte von zwei Männern und einer Frau, die durch den Krieg auseinandergerissen werden, auch vom Hurrapatriotismus der Bürger, vom Elend der Soldaten, vom Schmerz und vom Wahnsinn. Sein visionäres Großprojekt verdammt den Krieg und klagt die Men- schen an, die ihn nicht verhindert haben. „J'accuse“ wurde ein Welterfolg, und Abel Gance erwies sich mit seinem Einfallsreichtum, seiner innovativen Montage, der expressiven Bildsprache und Lichtregie und dem Bemühen um eine real- istische Kriegsdarstellung auch als einer der großen Erneuerer der Filmkunst.
Dank einer aufwändigen Restaurierung von Lobster Films, Paris, und dem EYE Film Institute, Amsterdam, liegt der Film nun in einer fast vollständigen Fassung vor.
Einführung: Nina Goslar (ZDF/ARTE Filmredaktion), Live DJ-Set: DJ D'Dread
Sonntag, 17. Juli um 18:00 Uhr im Filmhaus Abgesagt!
Eintrittspreise:
Eintritt: 16€
Eintritt ermäßigt: 8€